Slalomtraining auf den Grachten von Amsterdam
Samstagmorgen, 10 Uhr. Bei bestem Spätsommerwetter versammeln sich 14 Mitglieder des RC Germania auf dem Gelände des befreundeten niederländischen Ruderclubs Willem III im südlichen Teil von Amsterdam, um vier gemietete Wherrys zu Wasser zu lassen.
Um diese Uhrzeit herrscht auf der Amstel bereits Hochbetrieb. Nicht nur die zahlreichen Amsterdamer Wassersportvereine nutzen das einladende Wetter, um auf den heimischen Gewässern ihre Trainingseinheiten zu absolvieren. Auch die unzählingen Touristenboote – vom großformatigen Busboot bis hin zu unterschiedlichsten kleinen Elektrobooten – nehmen so langsam ihre Arbeit auf. Für unsere Reisegruppe aus Dortmund beginnt ein touristisches Programm der anderen Art. Im Rahmen der diesjährigen Breitensport-Wanderfahrt sollen zwei Tage lang die Grachten im historischen Teil der Stadt sowie das Amsterdamer Umland erkundet werden. Für einige der mitgereisten Germanen ist es die erste Wanderfahrt überhaupt; für andere ist zumindest das Format einer innerstädtischen Rudertour unbekanntes Neuland. Folglich herrscht bei allem Teilnehmern gespannte Vorfreude, als es nach kurzer Einweisung durch den Bootswart von Willem III endlich aufs Wasser geht.
Tag 1 führt die Delegation des RC Germania – stilecht in blauen Vereins-Shirts – direkt ins Herz der Stadt. Über die Amstel geht es via Magere Brug zunächst in die Keizersgracht und anschließend weiter in die Herengracht. In den schmalen Innenstadtkanälen ist vor allem das Geschick der Steuerleute gefragt. Gerade bei Gegenverkehr bleibt oft nicht viel Raum zum Manövrieren. Viele der Grachtenbrücken lassen sich nur mit langgelegten Skulls passieren. Ein ums andere Mal werden unsere Boote von erst spät wahrnehmbaren Abbiegern überrascht, was schnelles Reagieren notwendig macht. Einige Passagen der Tour werden so zu einem recht anspruchsvollen Slalomtraining. Doch die notwendigen Kommandos sind bei allen Mitfahrenden gut einstudiert – und es bleibt zwischendurch auch immer wieder Zeit zum Bewundern (und Fotografieren) der zahlreichen Amsterdamer Sehenswürdigkeiten, die vom Wasser aus noch viel eindrucksvoller wirken als auf dem Landweg. Nach einer kurzen Mittagspause am Oosterdok – mit perfektem Blick auf den Nachbau des traditionellen VOC-Schiffs „Amsterdam“ – steuern die Blauhemden über die Singel in die wunderschöne Prinsengracht und – vorbei am Anne-Frank-Haus – zurück in die Amstel. Am Ende des erlebnisreichen Tages sind fast 25 Kilometer Wegstrecke absolviert.
Am zweiten Tag der Wanderfahrt bieten sich der Reisegruppe unterschiedliche Optionen. Während ein Teil der Belegschaft es vorzieht, mit der Bahn ins Stadtzentrum zu fahren und das am Vortag Erlebte zu Fuß nachzubereiten, gehen die restlichen Blauhemden noch einmal mit zwei Wherrys aufs Wasser. Diesmal wird die Amstel „bergauf“ errudert. Südlich von Amsterdam bietet sich den Bootsmannschaften ein idyllisches Kontrastprogramm. In Richtung Ouderkerk wird der Verkehr auf der Wasserstraße zunehmend ruhiger. Stattdessen passieren die Ruderer unberührtes Wiesen- und Marschland und bekommen dabei auch mehrere malerische Windmühlen zu Gesicht, ohne die eine Tour durch Noord-Holland kaum vorstellbar wäre.
Als sich am Nachmittag alle Teilgruppen am a&o Hostel Amsterdam Zuidoost wiedertreffen, um die gemeinsame Rückreise nach Dortmund anzutreten, ist man sich einig: Das Format einer City-Wanderfahrt hat sich, nicht zuletzt dank der hervorragenden Vorbereitung durch Hendrik Brandt, Diana Brandt und Christel Wagner, bewährt und soll in ähnlicher Form unbedingt wiederholt werden. Alle Mitfahrer nehmen unvergessliche Eindrücke mit nach Hause – und sind ganz nebenbei nun auch bestens geschult für den Slalomwettbewerb auf der nächsten Club-Regatta. (tse)